Prinzen mit grünen Fingern: Laubfrösche

Auch Wasserpflanzen haben wir, vorwiegend Vor-Ort, im Angebot. Dafür werden ab Mai einige mit Wasser gefüllte Becken mit Rohrkolben, Simsen, Sumpfdotterblumen & Co. besetzt. Dann geht es auch schon los: immer abends wird es laut, ein Höllenlärm bricht los, genauer gesagt.

Balzende Frösche, wie schön. Nicht irgendwelche, sondern Laubfrösche. Diese leider mittlerweile höchst seltenen und sehr kleinen Goldaugen lassen sich nicht nur an ihrer grasgrünen Farbe gut erkennen. Sondern auch daran, dass die Schallblase sich nach vorne wölbt, nicht zu den Backen zu den Seiten wie bei anderen Fröschen. Grasfrösche haben Haftscheiben an den Händen und Füßen, was diese wie knubbelige Finger aussehen lässt. Sie können damit klettern. Das machen sie auch äußerst gerne. Sie kraxeln Stauden und Büsche herum, um Spinnen und andere Insekten zu fangen oder ein bisschen in der Sonne zu sitzen.

Jetzt allerdings haben sie anderes im Sinn: Die schönste Nebensache der Welt. Dafür haben sie sich aus ihren winterlichen Erdverstecken und Laubhöhlen gewühlt und schreiten zum Dating am Teich. Die Herren sammeln sich am Gewässer und quaken sich willige Weibchen herbei.

Warum nur suchen sich diese hübschen Tiere ausgerechnet diese nicht übertrieben liebevoll gestalteten Wasserbassins aus? Die außerdem im Herbst, wenn die Gartensaison vorbei ist, wieder geleert werden.

Genau deshalb. In Flussauen, die immer mal mehr, mal weniger überflutet sind fühlen sich Laubfrösche von Natur aus am wohlsten. In den flachen Tümpeln wird das Wasser schnell warm. Laubfroschkaulquappen wachsen erst bei über 15 Grad und dann sehr schnell. Wenn die Lache wieder trocken fällt, sind sie groß und haben von Kiemenatmung auf Lunge umgestellt. Fressfeinde, die dauerhaft im Wasser leben, Molche, Wasserkäfer oder Libellenlarven brauchen sie so außerdem nicht zu fürchten. Die siedeln sich in solchen Gelegenheitsteichen nicht an.

Fast alle Amphibien werden im Wasser geboren. Sie atmen mit Kiemen, wie Fische. Wenn sie älter werden, wachsen ihnen Lungen und sie kommen an Land. Manche Arten bleiben dem Wasser sehr verbunden, andere kommen nur noch zum Kinderkriegen an den Teich ihrer Jugend zurück. Das Wort »Amphibie« stammt aus dem Griechischen und bedeutet doppellebig. Es gibt – verglichen mit anderen Tieren – eher wenige Arten, weltweit circa 7.000, in Europa 90 und um alle Amphibienarten hierzulande aufzuzählen, braucht man nicht viel mehr als beide Hände. Neben der häufigen Erdkröte gibt es noch Kreuz-, Wechsel-, Geburtshelfer- und Knoblauchkröten, dann die seltenen Rotbauchunken und Gelbbauchunken, neben den Teichmolchen noch Bergmolche und Kammmolche. Und zwei Arten Salamander, den rotgefleckten Feuersalamander und den schwarzen Alpensalamander. Und verschiedene Frösche. Wie unsere Laubfrösche.

Dass wir sie alle eher selten in unseren Gärten treffen, liegt vor allem daran, dass sie selten sind. Selten geworden. Viele Arten stehen sogar auf der Roten Liste. Insektenfresser, die sie sind, trifft sie das Insektensterben empfindlichst. Auch all die Pestizide in der Umwelt setzen ihnen zu, denn viele Stoffe sind darauf zugeschnitten, explizit den speziellen Organismus von wechselwarmen Insekten zu schädigen und Vögel und Säugetiere zu schonen. Als ebenfalls wechselwarme Tiere werden Frösche und Co ebenfalls direkt geschädigt. Amphibien graben sich im Winter gerne tief in lockere Erde. Machen sie das in pestizidgetränkter Ackererde nehmen sie umso mehr davon auf. Laichgewässer sind ebenfalls oft mit Düngemitteln und Giftstoffen belastet, hineingespült von landwirtschaftlichen Flächen. Auf ihren Wanderungen zum Laichen sterben weitere Tiere, trotz Schutzzäunen.

Wer die Tiere im Garten hat wie wir hier in der Staudengärtnerei braucht ein paar Tage gute Nerven. Dann ist die Hochzeitsparty um und der Lärm zu Ende. An den Wasserpflanzen hängen kleine Ballen Froscheier. Viel mehr sehen und hören wir von unseren Laubfröschen nicht mehr. Den Sommer verbringen die Tiere  – die großen Altfrösche und der fingernagelkleine Nachwuchs – im Gebüsch und im Dickicht der Stauden. Die vielen Beete um die Wasserbecken herum sind für Froschköniginnen und -könige und ihre Familie das perfekte Artenreich.