Mecki und der Fluch der Mähroboter: Igel

Es ist später Sommerabend, der Hund muss noch mal raus. Tollt durch den Garten und kreuzt dabei den Weg eines Igels, der gerade seine Runden über die Wiese dreht. Der Igel ist wachsam, hält an. Als der neugierige Hund näher kommt und natürlich nur spielen will, rollt er sich zu einer stacheligen Kugel zusammen.

Der Igel ist das Tier des Jahres 2014. Ein Allerweltstier, dessen Lebenslage immer schlechter wird.

Was unter anderem an dem beschriebenen Verhalten liegt. Igel haben keinen Fluchtreflex – sondern diesen Freeze-Reflex. Raubvögel oder auch ein spielwütiger Hund lassen sich so gut vom Leibe halten. Mährobotern oder Menschen mit Motorsense, die unter den Hecken und in wilden Ecken Klarschiff machen – denen hat ein Igel so erstarrt nichts entgegenzusetzen. Rund ums Jahr kommen schwerverletzte Igel in die Auffangstationen. Dazu kommen vor allem im Herbst unterernährte Igel, die zu dünn sind, um den Winter zu überstehen.

Denn auch seine Ernährungsweise macht ihm das Leben schwer: Igel sind Insektenfresser durch und durch. Insekten gibt es jedoch immer weniger. Mit den vielfach in unseren Gärten geförderten Wildbienen kann ein Igel wenig anfangen, er frisst vor allem Käfer. Auch mal Regenwürmer und Schnecken, wenn der Hunger gar zu groß wird. Diese bekommen ihm allerdings oft nicht so gut.

Erzählen wir nicht alle mit Freude und Stolz, wenn unser Garten von Igeln besucht oder sogar dauerhaft bewohnt wird? Was also tun?

Erstens: Keine Maschinen im Garten einsetzen ohne die Stellen vorher auf Igel zu kontrollieren. Während der Winterschlafzeit am besten gar nicht. 

Zweitens: nicht zu viel des Guten – vor allem beim Futter.  Viele wissen schon: nie Milch geben, denn Igel sind laktose-intolerant. Wenn, dann Katzenfutter und Rührei. Aber auch nicht rund ums Jahr! Damit der Igel in den Winterschlaf findet, braucht sein Gehirn das Signal, dass keine Nahrung mehr da ist. Bevor es ins Winter-Bett geht, sollte ein erwachsener Igel auf gut 1 Kilogramm kommen; ein Jungigel braucht mindestens die Hälfte. Auch im Frühjahr gilt: finden Sie einen mageren Igel, ist der vermutlich gerade aufgewacht - bitte nicht gleich vollstopfen. Denn nach der winterlichen Fastenkur wäre der Stoffwechsel mit großen Portionen überfordert. Nur Wasser ist immer gut. 

Drittens: Wahre Igelliebe ist – man ahnt es – insektenfreundliches Gärtnern. Das fängt schon bei den Blattläusen an. Nicht weil ein Igel Blattläuse fressen würde, die sind ihm viel zu kleinteilig. Aber über ein paar Ecken im Gartenkreislauf ernährt er sich schon von ihnen, und zwar so: Früh im Jahr schlüpfen die ersten Läuse, fliegen los, auf Rosen, Mohn und Margeriten und Kartoffeln. Dort konsumieren sie per Saugrüsselchen den zuckerhaltigen, proteinreichen Pflanzensaft. Zucker kann die Blattlaus nicht wirklich gebrauchen, eigentlich ist für ihr Wachstum und fürs Vermehren viel stärker an den Eiweißen interessiert, und so kommt hinten aus der Laus jede Menge klebriges, zuckriges Blattlauspipi raus, auch Honigtau genannt. Ameisen sind scharf darauf, aber auch andere Insekten. Ebenso stehen die kleinen, eiweißreichen Blattläuschen selbst bei unzähligen Tieren – Marienkäfern, Ohrenkneifern, Florfliegen oder Schwebfliegenlarven – auf dem Speiseplan, auch bei Spinnen, Würmern und den vielen unvertrauten Käferarten. All diese Tiere, die sich an Blattläusen satt fressen, liebt der Igel. Deswegen sollte man auch die Schnecken dulden. Wie gesagt, Igel mögen Schnecken weniger gern, aber sie mögen Käfer. Und es gibt viele Käfer – vom Glühwürmchen bis zum Laufkäfer – die sich gerne von Schneckeneiern und Schnecken ernähren.

Auch deshalb gilt weiter: Igelfreunde lassen Laub liegen. In und am Laub leben und kleben ebenfalls zahlreiche Insekten und andere Krabbeltierchen. Außerdem braucht er Laub, um sich ein warmes Bett für den Winter zu machen. Und auch zwischendurch, als Nest für den Nachwuchs. Übrigens schützt so eine Lage Herbstlaub im Winter ganz grundsätzlich den Boden des wilden oder gepflegten Staudenbeets.   

Der Hund kommt »bei Fuß« und wieder ins Haus. Es dauert einige Zeit, dann entrollt sich der Igel wieder. Trippelt weiter, die Hecke entlang, bis er einen Durchlass findet in Nachbars Garten. Igel haben ein großes Revier und brauchen Lücken im Zaun. Der schönste Naturgarten voller Käferleckerbissen nützt ihm nichts, wenn er nicht rein und wieder raus kommt.