Präriegarten
Präriegärten sind in aller Munde, aber was ist das eigentlich genau, ein Präriegarten? Wie kam es zu der großen Beliebtheit eines Pflanzstils, der von den lichtdurchfluteten, aber auch Wetterextremen, Hitze und Kälte ausgesetzten unendlichen Weiten der nordamerikanischen Prärie inspiriert ist? Sicher liegt das zum einen daran, dass diese natürlichen Pflanzengemeinschaften mit ihren zahlreichen, sich im Wind wiegenden Gräsern und den besonders im Spätsommer in vielen Farben blühenden attraktiven Stauden dem Zeitgeist heutiger naturnaher Pflanzenverwendung sehr entsprechen. Zum anderen erweisen sich die meisten dieser robusten Spezialisten vollsonniger, baumloser Landschaften als ausgesprochen klimawandeltauglich, und sie gedeihen sehr gut in unseren Breiten, wenn wir ihre Ansprüche an Boden und Licht erfüllen können.
Um die Bedürfnisse und Ästhetik einer Präriepflanzung zu verstehen, ist es hilfreich, den Naturstandort zu betrachten: Die nordamerikanische Prärie erstreckt sich mit einer Gesamtausdehnung von rund 2,7 Millionen Quadratkilometern (!) von den Rocky Mountains im Westen bis zu den Großen Seen im Osten. Von Ost nach West findet ein Anstieg des Höhenniveaus bei Abnahme der Niederschlagsmengen statt. Die Hochgrasprärie im Osten – eine besonders vielfältige Pflanzengemeinschaft – und die nördliche Schwingelgrasprärie gehen über die zentrale Mischgrasprärie in die trockene Kurzgrasprärie über. Es gibt also nicht die eine Prärie, sondern mehrere. Interessante Pflanzen mit Gartenwert finden sich in allen Bereichen.
Viele fragen sich, wie es möglich ist, dass eine Landschaft dieser enormen Ausdehnung so gut wie baumlos bleiben kann. Waren es vor der Ankunft weißer Siedler riesige Büffel- und Gabelbock-Herden, die durch die Beweidung für Baumlosigkeit sorgten, sind es bis in heutige Zeiten nur noch die immer wieder auftretenden natürlichen Feuer, die einerseits Baumschösslinge vernichten, aber andererseits die an die Feuer angepassten Gräser und Stauden zwar oberirdisch verbrennen, aber gleichzeitig über die Asche die Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor an die Pflanzen zurückgeben. Auf diese Weise hält sich die Prärie bis heute im Gleichgewicht.
Eine Präriepflanzung im Garten wird meist mit den attraktiven Gräsern und Stauden der Hoch- und Mischgrasprärie bestückt und immer an vollsonnigen Standorten angelegt. Der Boden sollte tiefgründig sein, Wasser und Nährstoffe speichern können, jedoch nie zu Staunässe neigen und einen neutralen oder leicht alkalischen ph-Wert aufweisen. Schwere Böden eignen sich nur, wenn sie zuvor bis in eine Tiefe von 60 Zentimetern mit scharfem Sand und Kompost angereichert und durchgearbeitet wurden. Auch sehr leichte, nährstoffarme Böden bieten keine optimalen Voraussetzungen und müssen vor der Anlage verbessert werden. Humus und Bentonit-Gaben sind hier ratsam. Viele Präriestauden und -gräser wurden in den letzten Jahrzehnten züchterisch bearbeitet, so dass auch besonders gartentaugliche Auslesen zur Wahl stehen. Alle sind sie robust und pflegearm, denn Präriepflanzen sind harte Gegensätze zwischen warmen Sommern und kalten Wintern gewöhnt und kommen mit stark schwankenden Niederschlägen viel besser zurecht als hochgezüchtete Kulturstauden, in deren Genen die Anpassung an extreme Bedingungen nicht angelegt ist. Bei langanhaltender Trockenheit und Hitzeperioden sollten allerdings auch die robusten Präriebewohner nicht ganz ohne Wassergaben bleiben. In solchen Zeiten werden sie selten, dann aber durchdringend gegossen.
Der Spätsommer ist die schönste Zeit im Präriegarten, dann wiegen sich die Gräser im Wind und Rutenhirsen, Tautropfengras, Purpursonnenhut (Echinacea), Sonnenbräute (Helenium), Goldruten (Solidago), Staudensonnenblumen (Helianthus), Purpurdost (Eupatorium fistulosum), Kompasspflanzen (Silphium), Flammenblumen (Phlox) und viele mehr haben ihren großen Auftritt. Aber man kann die Blütezeit erheblich verlängern, indem man Zwiebelblüher ansiedelt. Frühe und späte Wildtulpen, verschiedene Zierlauch-Arten, Prachtscharten (Liatris) und vor allem die wunderschönen Prärielilien (Camassia) sollten nicht fehlen.
Wer sich inspirieren lassen will, sollte einmal dem nicht nur in Fachkreisen hochgeschätzten Sichtungsgarten Hermannshof in Weinheim einen Besuch abstatten. Hier kann man hervorragend studieren, wie sich eine solche Pflanzengesellschaft komponieren lässt. Auch die 3.500 qm große Präriepflanzung des Botanischen Gartens der Universität Würzburg ist sehr sehenswert und lohnt unbedingt einen Besuch.