Mai-Preisrätsel (2023)

Herzlich Willkommen auf der Jungviehweide. Es ist Mai, Mai, Mai!

Heute sitzen wir (als Rätselfreunde) vor dem Museumscafé und schnappen einige Gesprächsfetzten von Besuchern der aktuellen Ausstellung auf. Diese Ausstellung hat es in sich, wirklich, geht es doch um Werkstoffe und was man alles aus Pflanzen machen kann – unsere heutige Rätsel¬pflanze ist in mehrfacher Hinsicht nützlich. Und sie wächst in den Museumsgärten.

„Hattest Du das gewusst? Der Klettverschluss ist der Natur abgeschaut. Er funktioniert wie die Vermehrung der Kletten: Die Fruchtstände halten sich mit Widerhaken im Fell der Tiere fest, die ohne es zu wissen so die Klette verbreiten. Diese kleinen Widerhaken auf der einen Seite und auf der anderen eine weiche Oberfläche, das hat auch der Klettverschluss."

„Und heißt vielleicht auch deswegen so?"

„Ach ja, genau. Vermutlich.... Nein bestimmt! ... Bionik heißt das, wenn Pflanzen Vorbild sind für technische Entwicklungen und Bauprinzipen. Steht hier im Katalog."

„Mich hat beeindruckt, dass man Leder auch mit Pflanzengerbstoffen aus Olivenblättern oder sogar aus Liguster gerben kann. Dann braucht man kein Chrom oder andere Chemikalien, das lese ich nochmal nach."

„Pflanzengegerbt habe ich schon mal gehört, bei Schuhen..."

„Ja, das interessiert mich. Steht dazu noch etwas im Katalog?"

„Ich schaue gerade ... ach, hier ...auch interessant ... Du spielst doch Saxophon..."

„Ja."

„Weißt Du aus was Deine Blättchen gemacht werden?"

„Ich dachte aus Bambus oder so etwas."

„Naja, die Richtung stimmt, aber es ist Nichts ganz so exotisches."

Es geht um die Rohr-Blättchen für Holzblasinstrumente, Saxophone oder andere Orchesterblasinstru¬mente. Sie sind aus dem Material unserer schnellwüchsigen Rätselpflanze hergestellt.

Wir suchen ein Riesengras, das auf feuchten Standorten im Südeuropa weit verbreitet ist und sich im Sommer und Herbst auch als Abgrenzung und Windschutz eignet. Oder geschnitten als Schattendach über Terrassen nutzen lässt. Heute wird natürlich auch eine Verwendung als Energiepflanze diskutiert und getestet.

Die Pflanze blüht in unserem Klima nicht und sollte ab -10° einen Winterschutz erhalten, soll sie bei uns überdauern. Für kleine Gärten ist sie allerdings nicht geeignet, sie wächst sehr kräftig – zwar ohne Ausläufer zu bilden, aber man sollte einen Pflanzabstand von 250 cm einhalten!

Gärtnermeister Sebastian ist ja an der Ausstellung nicht ganz unbeteiligt und ergänzt zur Rätsel-pflanze: „Mein Freund Reinhard, der die Ausstellung erstellt hat, hat herausgefunden, dass die besten Rohr¬blätter aus der Gegend um Fréjus in Südfrankreich stammen. Dort trägt der Mistral seinen Teil dazu bei, dass bei der Trocknung der geernteten Pflanzen die richtige Dichte und somit hohe Qualität der Rohre für die Holzblasinstrumente entsteht."