Bart-Iris
Unbestrittener Star der Iris-Riege ist die Bart-Iris Iris barbata mit ihren zum Teil wuchtigen Blüten, die einen wahren Farbenrausch im Mai und Juni liefern. Sie brauchen ein sonniges Gartenbeet und vertragen alles, nur keine stauende Nässe. In dieser Irisgruppe sind mehrere Arten, etwa die hell lilafarbene Iris pallida, die braun-gelbe Iris variegata, die kleine zartgelbe Iris reichenbachii oder die duftende bräunlich-violette Iris sambucina zusammengekommen. Jede von ihnen ist an sich bereits ein hinreißender Gartenschatz – doch ihre Nachkommen brillieren in so unbegrenzt vielen Farben und Erscheinungsformen, dass man zum Sammler werden kann, da die Entscheidung auch nur für die zehn schönsten Sorten schwer fällt.
Als Faustregel gilt: Je kleiner die Pflanze wächst, desto früher blüht sie. Die kleinen, so genannten »Nana«-Sorten – Zwerg-Iris – erreichen eine Höhe von 20 bis 30 cm und blühen in milden Jahren und Gegenden ab Mitte April. »Media« oder »Intermedia«-Iris blühen von der ersten Mai-Dekade an und erreichen 30 bis 50 cm Höhe. Den Höhepunkt bilden von Mitte Mai bis Mitte Juni die »Elatior«-Bart-Iris, die meist zwischen 60 und 80 cm hoch wachsen, einige Sorten sogar bis 120 cm. Die Irisblütenform reicht von glattrandigen bis gewellt und gerüschten Blütenblättern. Die Hängeblätter können elegant nach unten geschlagen sein oder sich wie ein Petticoat abspreizen und die begehrte schwebende Blütenform bilden.
Je größer die Blüten sind, desto wetter-, sprich regenanfälliger werden sie. Daher sind in regenreichen Gebieten mittel- und kleinblumige Elatior-Iris empfehlenswert, wie die auf reinweißem Grund violett gestrichelte 'K.H. Darwin', die zudem mit ihrem Duft die Frühsommergärten verzaubert. Regenfest ist auch die lilablaue 'Lovely Again' – sie gibt oft sogar ein blumiges Dacapo im Herbst. Wesentlich neuer ist die modische orange getönte 'Feu du Cièl', die eine sehr ungewöhnliche Farbe in der Schatzkiste der Iris aufblitzen lässt oder die hell champagergoldene 'Champagne Elegance', deren gewellte, große und doch erstaunlich feste Blüten eine heitere, operettenhafte Note in die Beete tragen. Wer Bartiris einmal kennen lernt, wird nie wieder auf sie verzichten wollen.
Neben den farbensprühenden, barock-prachtvollen Iris barbata gibt es aber auch ein kleines, feines Kontrastblümchen gleicher Gattung. Als ob die Göttin des Regenbogens (die bekanntlich auch eine Botin der Olympier ist) uns die Nachricht vermitteln wollte, dass Gartengenuss auch durch die Nase geht, schenkte sie uns die verwunschene Pflaumen-Iris, Iris graminea. Die lapislazuliblauen sehr grazilen Blüten wollen gefunden werden, da sie sich im Mai meist im dichten, ca. 30 bis 40 cm hohen Laubschopf verstecken. Wer sie entdeckt hat, wird mit einem intensiven, deutlich an reife Pflaumen erinnernden Duft betört, den er niemals vergessen wird.
Ein englisches Sprichwort sagt, dass sich am Ende des Regenbogens ein Topf voll Gold finden lässt. Wir Gärtner wissen es besser – und pflanzen dort Iris.
Text von Andreas Barlage