Hosta-Mania
Auch wer ihren Namen nicht kennt, weiß nach wenigen Worten der Beschreibung, dass er sie irgendwo schon mal gesehen hat: Von Funkien ist die Rede. Liebhaber sprechen sie wie selbstverständlich mit ihrem botanischen Namen an: Hosta. Bleiben wir dabei. Unter Gartenfreunden hat sich längst herumgesprochen, dass Hosta unter den Blattschmuckstauden die Aufsteiger der letzten Jahre sind. Noch scheinen sie einem kleineren Kreis von Kennern vorbehalten, denn wer sich in den Pflanzenabteilungen der Baumärkte oder Gartencenter umschaut, findet allenfalls vereinzelte Exemplare gängiger Sorten.
Hosta, deren Ursprungsform in Japan beheimatet ist, kommen inzwischen in unzähligen Variationen daher: Riesenhaft groß oder zwergenhaft klein. Blaue und grüne, goldgelbe und fast weiße Blätter. Mit den verschiedenartigsten Musterungen oder Panaschierungen, am Blattrand oder im Zentrum. Schmal- und rundblättrig. Solche mit duftenden Blüten und jene mit roten Stielen. Elegant überhängende und strikt aufrechte mit Wuchsformen von zierlich bis skulptural. Gewellte und gekräuselte Blattränder oder Blattprägungen fügen schmückende Elemente hinzu, die den Liebhaber in Verzückung versetzen.
Züchter rund um den Globus, vor allem jedoch in den USA, bringen ständig neue Sorten auf den Markt, für die teilweise abenteuerliche Beträge gefordert und von den Händlern auch gezahlt werden. Weit mehr als 4.000 registrierte Sorten sollen inzwischen gehandelt werden, jährlich kommt eine unüberschaubare Flut von echten und vermeintlichen Neuheiten hinzu, und ein Heer von Hobbyzüchtern müht sich nach Kräften, die Unüberschaubarkeit der Sorten noch zu vermehren.
Die Hostavermarkter und Liebhaber freut es. Noch sind sie hierzulande weitgehend unter sich, tauschen Informationen über spektakuläre Neueinführungen und deren mitunter exorbitante Preise aus, fügen derweil ihren Beständen nach und nach neue, vermeintlich unverzichtbare Prachtstücke hinzu – und genießen dabei das stille Glück, um das jeder leidenschaftliche Sammler weiß.
Doch wo Sammelleidenschaft gewinnträchtig am Werke ist, kommt es offenbar unausweichlich zu Auswüchsen. Das Neuheitenkarussell dreht sich immer schneller. Die meisten Hosta-Neuheiten werden längst nicht mehr in traditioneller gärtnerischer Arbeit gezüchtet, ausgelesen und durch Teilung vermehrt, sondern regelrecht designt, mit Patentschutz versehen, mit Lizenzgebühren belegt, im Labor über Zellkulturen massenhaft reproduziert und vermarktet. Dass traditionelle gärtnerische Werte wie Wiedererkennbarkeit und Stabilität der Sorteneigenschaften, Beständigkeit, Wüchsigkeit oder Langlebigkeit dabei auf der Strecke bleiben können, verwundert kaum. Von dieser Entwicklung möchten wir uns abgrenzen, deshalb verweigern wir uns dem modischen Run auf jede Neuheit und versuchen, Ihnen lediglich einige wenige ausgewählte, aus unserer Sicht empfehlenswerte neuere Sorten anzubieten. Für Hosta-Liebhaber und solche, die es werden wollen haben wir deshalb einige ausgewählte Hosta-Besonderheiten ins Programm genommen.
Längst hat der Zeitgeist also die Hosta über den Atlantik geweht, und anscheinend unaufhaltsam findet die Staude auch neue Liebhaber im alten Europa. Ein eingeschworener Kreis von Hosta-Fans hat inzwischen auch bei uns Hosta zum Sammelobjekt erkoren, für das kein Weg zu weit, kein Aufwand zu groß, kein Preis zu hoch ist. Fast scheint es, als stünde der Blattschmuckstaude, die im wahrsten Sinne des Wortes in europäischen Gärten lange Zeit ein Schattendasein fristete, auch hierzulande eine große Karriere bevor.
Was macht die Faszination der Hosta aus? Vor allem ist es die Vielfalt ihrer wunderbaren Blattfarben und –formen mit raffinierten Farbverläufen, die Eleganz ihrer verschiedenartigen Wuchsformen, ihre duftenden Blüten, die die noblen Stauden zu begehrten Sammlerobjekten werden lassen. Doch die Gattung Hosta ist für jede Überraschung gut. So hat sie sich im Stillen von einem Lückenfüller, der weitgehend unbeachtet in schwierigen, schattigen Gartenplätzen sein Dasein fristete, zur vielseitig verwendbaren Schönheit für fast jede Gartensituation entwickelt.
Steigender Beliebtheit erfreuen sich Hosta auch als Kübelpflanzen mit eleganter Wirkung. Dabei haben vor allem die zwergenhaft kleinen Miniaturausgaben eine stetig steigende Fangemeinde zu verzeichnen. Fast könnte man den Eindruck gewinnen, dass die zierlichen Stauden auf dem besten Wege sind, das unvermeidbare Bonsaibäumchen in der Beliebtheitsskala der Topfgärtner zu überrunden.
Den Gestaltungswünschen der Gartenliebhaber setzen Hosta keine Grenzen. Unzählige Kombinationen nach Größe, Form und Farbe sind möglich und in Kombination mit anderen Stauden entfalten sie einen ganz eigenen Reiz, geben Struktur und Ruhe. So entstehen wunderbare, fast meditative Plätze im Garten. Wer einmal eine kreativ gestaltete Komposition mit Hosta gesehen hat, kann die stetig zunehmende Begeisterung für diese Stauden mühelos nachvollziehen.
Vielleicht ist es auch die durchaus nicht selbstverständliche seltene Mischung aus Attraktivität, Langlebigkeit und Anspruchslosigkeit bewährter Sorten, die den Siegeszug der Hosta auch in europäischen Gärten erklärt. Was nicht übersehen werden darf: Wo in vielen schattigen Gärten bei der Bepflanzung eher Kompromisse eingegangen wurden und werden, bieten sich Hosta geradezu an. Sie sind – in ihrer besten Form – ganz einfach die idealen Schattenstauden!