Chrysanthemen: Aparte Blüten im Spätherbst
In China und Japan blicken Chrysanthemen auf eine mehr als 2.000-jährige Kulturgeschichte zurück. Im alten China waren sie das Symbol des Herbstes und eines langen Lebens. Sie beginnen erst dann zu blühen, wenn sich alle übrigen Blumen bereits verabschieden. Als Kaisersymbol wurde sie zur Nationalblume Japans, und ein echtes japanisches Sukiyaki ist ohne das bitterlich-harzige Aroma von Chrysanthemen-Sprossen nicht komplett.
Mitte des 19. Jahrhunderts in Europa eingeführt, galten Chrysanthemen zunächst als exotische Kostbarkeiten, später als symbolhafter Schmuck der herbstlichen Gedenktage für die Toten. In den letzten Jahren sind Herbst-Chrysanthemen, nun als Schnittblumen das ganze Jahr verfügbar, als herbstlicher Gartenschmuck ziemlich in Vergessenheit geraten. Nicht zuletzt deshalb, weil viele der pompös gefüllten Sorten nicht sonderlich winterhart sind und entweder aufwändig geschützt oder gar frostfrei überwintert werden müssen. Inzwischen gibt es jedoch sehr winterharte Sorten mit natürlicher Wirkung, die zuverlässig überdauern und die Gärten im Spätherbst nochmals mit apartem Blütenreichtum verschönern – dann, wenn sich bereits viele Herbst-Astern verabschiedet haben.
Eine dieser sehr empfehlenswerten Herbst-Chrysanthemen der neuen Generation ist die halbgefüllte Sorte 'Poesie', die weiße Zungenblüten in 3-facher Lage um eine gelbe Mitte gruppiert. Die straff aufrecht wachsende Pflanze besticht durch ihre Wuchsfreudigkeit, die ausgezeichnete Winterhärte, die gute Standfestigkeit und durch ihren enormen Blütenreichtum. Die mittelgroßen, etwa 5 cm durchmessenden, halbgefüllten Blüten sind beim Aufblühen Anfang Oktober cremeweiß, hellen jedoch mit fortschreitender Blütezeit mehr und mehr auf, so dass sie voll erblüht ein reines Weiß zeigen. Die Blüten vertragen leichte Fröste gut, verfärben sich dann allerdings leicht rosa. In der Vase erweist sich 'Poesie' als sehr dauerhaft und ist deshalb hervorragend für Herbststräuße geeignet – eine Eigenschaft, die nicht nur 'Poesie' auszeichnet.
Der richtige Standort entscheidet auch bei Chrysanthemen über Blütenreichtum und Langlebigkeit. Winter-Astern, wie Chrysanthemen auch häufig bezeichnet werden, lieben einen durchlässigen, humosen und nährstoffreichen Boden. Erstaunlich gut gedeihen sie auf Sandböden. Sonnig sollte der Standort sein, dann ist ein reicher Blütenansatz garantiert. Um die Blüten möglichst lange vor Frösten zu schützen, empfiehlt sich auch die Pflanzung im Schutz von Mauern, die Wärme speichern und meist eine gute Dränage aufweisen. Zuviel Winternässe schadet den Pflanzen und sollte unbedingt vermieden werden.
Um diese schönen Herbststauden über Jahre im Garten zu erhalten, sollten sie stets erst im Frühjahr zurückgeschnitten werden. Um die ganze Pracht auskosten zu können, brauchen alle Sorten, mit Ausnahme der ganz kompakt wachsenden, eine ausreichende Stütze. Außerdem werden nicht zu gering bemessene Kompostgaben dankend angenommen. Chrysanthemen lassen sich ganz ausgezeichnet mit Gräsern und anderen Strukturpflanzen kombinieren. Eindrucksvolle Pflanzenbilder ergeben sich insbesondere dann, wenn der späte Flor der Herbst-Chrysanthemen geschickt mit der Herbstfärbung von Gehölzen und Stauden oder mit den Halmen der zu dieser Zeit attraktiven Gräser korrespondiert.
Wir empfehlen Herbst-Chrysanthemen im ersten Halbjahr zu pflanzen, damit sie sich bis zum Winter gut etablieren können. Falls Sie im Herbst pflanzen, sollten die Chrysanthemen im ersten Winter mit Laub und Reisig geschützt werden.