Anemonen: Blütenspiel im Wind

Anemonen, vom Bund deutscher Staudengärtner zur Staude des Jahres 2005 gekürt, beeindrucken mit der klaren Schönheit ihrer Blütenschalen. Sie gehören zur Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae) und sind je nach Art und Sorte vom zeitigen Frühjahr bis zum Herbst Schmuckstücke in sonnigen oder schattigen Gartenbereichen. Etwa 100 Anemonen-Arten sind in den gemäßigten Klimazonen beheimatet. Neben den frühjahrsblühenden Anemonen wie der Strahlen-Anemone (Anemone blanda) und dem Buschwindröschen (Anemone nemorosa) erfreuen sich besonders Herbst-Anemonen großer Beliebtheit.

In der Blumensprache stehen die zerbrechlich wirkenden Anemonen als Symbol für Unschuld, Vertrauen und Vergänglichkeit. Der klangvolle botanische Name Anemone lässt sich von anemos, dem griechischen Wort für Wind, herleiten. Tatsächlich bewegen sich die zarten Blüten schon im leichtesten Windhauch. In der griechischen Mythologie findet sich eine Erklärung für den Ursprung des Namens: Anemona war eine Nymphe am Hof der Göttin Flora. Floras Gatte Zephyr, der Gott des Windes, verliebte sich in Anemona. Die eifersüchtige Ehefrau Flora verwandelte sie in eine Blume, die seitdem den Namen Anemone trägt. Im deutschen Namen Windröschen findet sich die Entsprechung.

Zu den Frühjahrsblühern unter den Anemonen gehören Anemone nemorosa und Anemone blanda. Anemone nemorosa, das Busch-Windröschen, bedeckt im März ganze Waldlichtungen mit einem weißen Blütenteppich. Durch ihre frühe Blütezeit können Busch-Windröschen die ersten Sonnenstrahlen im Frühling nutzen, weil dann die Bäume noch unbelaubt sind. Wenn die Sonnenstrahlen an Kraft gewinnen, schützt das frische Laub der Gehölze die Schatten liebenden Waldstauden.

Die Strahlen-Anemone, Anemone blanda, zählt zu den besonders früh blühenden Anemonen. Bei milder Witterung reckt diese Anemone bereits ab Februar ihre 10 bis 15 cm hohen Blütenköpfchen. Die Farbpalette ihrer Blüten reicht von Weiß über Dunkelblau bis hin zu vielen Rosavarianten. Sie fühlt sich vor allem im licht-schattigen Steingarten und zwischen Gehölzen sehr wohl.

Das Große Wald-Windröschen, Anemone sylvestris, ähnelt mit seinen vielen weißen Blüten und seiner ganzen Erscheinung dem Busch-Windröschen, blüht allerdings im Frühsommer und erreicht eine Höhe von bis zu 40 cm. Auch diese Staude passt ausgezeichnet vor und zwischen Gehölze. Trotz ihres »schattigen« Namens verträgt sie Trockenheit und Sonne hervorragend.

Kaum eine andere Staude erfreut im Herbst mit einer so langen, reichen und prächtigen Blüte wie die Anemone. Durch die Vielzahl der zur Verfügung stehenden Sorten der Herbst-Anemone erstreckt sich ihre Blütezeit von Mitte Juli bis Mitte oder sogar Ende Oktober. Für den blühenden Herbstgarten, insbesondere in absonnigen oder halbschattigen Bereichen, sind Herbst-Anemonen unverzichtbar.

Ihre auf langen Stielen tanzenden Blüten leuchten im Halbschatten und bringen Leichtigkeit, Farbe und Glanz in halbschattige Bereiche. Ihre Höhe und der breitbuschige Wuchs machen sie zur empfehlenswerten Leitstaude im herbstlichen Garten. Besonders eindrucksvoll ist die Wirkung, wenn Herbst-Anemonen in Gruppen vor dunklem Hintergrund gepflanzt werden. Schöne Partner sind Silberkerzen, Astilben oder attraktive Gräser wie Chinaschilf, Lampenputzergras oder Rutenhirse.

Die prächtige, reich blühende Anemone tomentosa 'Septemberglanz' ist ohne jeden Zweifel eine der allerschönsten Herbst-Anemonen. Sie fasziniert mit halb gefüllten, seidenrosa, gerüscht wirkenden Blüten mit seidigem Schimmer. Die Blüten stehen in straußartig angeordneten Blütenbüscheln auf gut verzweigten Stielen. Die ursprünglich aus der chinesischen Provinz Hupeh stammende Anemone hupehensis erreicht eine Höhe von 50 bis 90 cm und bringt von August bis September Rispen mit bis zu 15 attraktiven, rosaroten Einzelblüten hervor.
 
Die Japan-Anemonen (Anemone Japonica-Hybriden) stammen nicht aus Fernost, sondern aus einer Kreuzung, die Mitte des 19. Jahrhunderts in England gelang. Sie blühen ausdauernd von September bis in den Oktober in schattigen Gartenecken und bei ausreichender Bodenfeuchtigkeit auch auf sonnigen Beeten. Einige Sorten der Japan-Anemonen wie 'Honorine Jobert', 'Prinz Heinrich' oder 'Pamina' leuchten sogar bis zum Frost mit ihren schneeweißen, rosafarbenen oder kräftig rosaroten Blüten.

Herbst-Anemonen bevorzugen lichten Schatten auf feuchten, nährstoffreichen Böden. Bei möglichst früher Pflanzung sind sie absolut unproblematisch, ansonsten empfiehlt es sich, im ersten Winter eine schützende Laubabdeckung aufzubringen. Die Pflanzen breiten sich mit der Zeit breitbuschig aus. Den Pflanzplatz sollte man sich gut überlegen. Da Herbst-Anemonen auch aus verbliebenen Wurzeln austreiben, können die liebenswerten Stauden ziemlich anhänglich sein.