Mehr als nur Pflanzen:
Naturnahe Grabpflege heißt auch …
... keinen der landläufig als Kunstdünger bezeichneten mineralischen Dünger oder Flüssigdünger verwenden. Sie herzustellen, verbraucht viel Energie und verursacht Umweltschäden in den Ländern, wo einige ihrer Inhaltsstoffe abgebaut werden. Sie enthalten teils giftige Schwermetalle. Kompost – gibt es manchmal in den Friedhofsgärtnereien – ist besser; oder Naturdünger wie Wollpellets.
Keine Pflanzenerde mit Torfverwenden, auch keine Graberde mit Ruß- oder Farbzusätzen. Torf gehört ins Moor zu der dort lebenden ganz besonderen Tier- und Pflanzenwelt. Außerdem ist im Torf eine Menge CO2 gespeichert, das frei wird, wenn der Torf abgebaut wird. Also: torffreie Erde kaufen. Eine gute Alternative ist es, Maulwurfshügel »abzuernten«. Dann muss man noch nicht mal Säcke schleppen.
Milde walten lassen gegen sogenanntes Ungeziefer und Unkraut. Das gilt auch für Moose und Flechten auf den Grabsteinen. Wenn es entfernt werden soll, dann nur mechanisch, nicht chemisch. Aber am besten gar nicht, denn Brennnesseln sind Raupenfutter und Blattläuse ein gefundenes Fressen für Marienkäfer.
Damit sich die Pflanzen immer wieder aussäen, erst dann zurückschneiden, wenn sie reif sind und sich versamt haben. Noch besser: Nur teilweise. Wenn Samenstände stehen bleiben dürfen, zum Beispiel von Fetter Henne, Schafgarbe, Glockenblumen, Stockrosen und Co. sind sie gehaltvolles Vogelfutter für viele Arten. Manche Pflanzen sind Wintersteher und geben ihre Samen erst nach und nach frei, und auch wenn sie leer sind, haben sie noch einen Nutzen: In den hohlen Stängeln der verwelkten Blumen überwintern zudem Florfliegen, Käferchen, Spinnen und andere Insekten. Die zurückgeschnittenen Stauden wiederum treiben noch mal durch und schon bietet das Grab auch wieder Blüten für Insekten und andere, die noch bis spät in den Herbst unterwegs sind.
Keine Scheu vor Nutzpflanzen: Irgendwo muss die Redewendung »sich die Radieschen von unten anschauen« ja ihren Ursprung haben. War es früher ein Zeichen für Wohlhabenheit, ein Grab und damit ein Stück Land mit für die Ernährung nutzlosen Blumen zu schmücken, ist das heute nicht mehr wichtig. Auch wenn es nicht gleich Radieschen sein müssen, obwohl die schöne Blüten bilden, oder Zucchini und Kartoffeln und Tomaten – wie wäre es mit Feuerbohnen, Zuckererbsen und Kapuzinerkresse? Walderdbeeren sind ohnehin ein großartiger Bodendecker.
Totholz, direkt als Grabschmuck eingeplant oder ein bisschen versteckt zwischen Grabmal und Stauden platziert, macht das Leben für Wildbienen und Käfern noch netter, denn sie können dann mitten im Insektenbuffet gleich wohnen.
Auch Wassertränken für Vögel und Insekten lassen sich in die Gestaltung integrieren – oder die Dekorationsobjekte als Tränke nutzen: eine leere Pflanzschale im Hochsommer, wenn eine Saisonbepflanzung wegen der Hitze schwierig ist, mit Wasser befüllen und mit ein paar schönen Steinen, damit die kleinen Insekten darauf landen können und trinken, ohne zu ertrinken.
Pflegeleicht ist ein solches naturnah gestaltetes Grab außerdem: die meisten Stauden sind robust, müssen selten gegossen werden, die oft übliche aufwändige jahreszeitliche Wechselbepflanzung mit den exotischen Zuchtpflanzen fällt weg.