(Fast)-Alleskönner im Staudenreich
Wer so viele Qualitäten aufweist wie die im Folgenden beschriebenen Gartenschätze und sich auch in schwierigen Gartenjahren bestens bewährt, hätte eigentlich einen Extrastern der Staudensichtungsjuroren für unerschütterliche Gesundheit und bewundernswerte Anpassungsfähigkeit verdient!
Beginnen wir mit zwei hochattraktiven Großstauden, die wir nur bewundern können, weil es ihnen gelingt, trotz üppigen, ausladenden Wuchses auch bei langer Sommertrockenheit makellos zu bleiben, ohne dass Gärtnerin und Gärtner sie mit Wassergaben unterstützen müssen: der riesige, legendäre Staudenflieder (Polygonum polymorphum) 'Johanniswolke' mit seiner überbordenden weißen Blütenpracht und die ebenfalls eindrucksvolle Stauden-Aralie (Aralia californica) mit ihrem schönen Laub und den dekorativen cremefarbenen Doldenrispen sind beide wirklich erstaunlich genügsam. Sie leisten Jahr für Jahr ein enormes Wachstumspensum und sind mit einem normalen Gartenboden in Sonne und Halbschatten völlig zufrieden. Zwar schätzen beide einen ausgeglichenen Wasserhaushalt, kommen aber dennoch ausgezeichnet mit Trockenperioden zurecht.
Auch viele Gräser zeigen sich unempfindlich gegen extreme Witterungsphasen. Hier sind besonders die phantastischen Sorten der Rutenhirsen (Panicum) und die trotz ihrer Größe anspruchslosen hohen Pfeifengräser (Molinia arundinacea) zu nennen, die ihre Schönheit auch bei langer Trockenheit nicht einbüßen und sich aufgrund ihrer geschmeidigen Biegsamkeit auch von starken Winden nicht zerzausen lassen. Ein besonderes Lob bekommt von uns das noch viel zu wenig bekannte, enorm vielseitig einzusetzende mittelhohe Berg-Reitgras (Calamagrostis varia). Es gedeiht an sonnigen, halbschattigen, trockenen und feuchten Standorten gleichermaßen und hält sogar dem Wurzeldruck von Birken stand! Aber auch das poetisch-grazile Tautropfengras (Sporobolus heterolepis) ist unglaublich hart im Nehmen und eine unbedingte Empfehlung.
Wahre Überlebenskünstler finden sich in der großen, unverzichtbaren Gattung der Storchschnäbel (Geranium). Besonders die tiefwurzelnden Arten und Sorten sind von unerschütterlicher Robustheit, weil sie neben bescheidenen Bodenansprüchen auch in knochentrockenen Sommern ausreichend Wasser in der Tiefe finden. Die schönen Sorten der Blut-Storchschnäbel (Geranium sanguineum) oder auch der leuchtend blau blühende Himalaya-Storchschnabel (Geranium himalayense) 'Gravetye' sind wirklich »unkaputtbar« – nicht zu vergessen der enorm wüchsige Prachtstorchschnabel (Geranium ibericum) 'Vital', er macht seinem Namen mehr als Ehre und schafft es sogar, Giersch zu verdrängen. Einer unserer Lieblinge ist das in einem klaren, zauberhaften Hellblau blühende Herbsthelmkraut (Scutellaria incana). Es sollte viel häufiger gepflanzt werden! Auf sonnigen und halbschattigen Plätzen, mit Trockenheit und feuchteren Böden kommt es gleichermaßen zurecht und bietet sich für viele Kombinationen an. Das Sortiment der hohen Katzenminzen (Nepeta grandiflora) ist in letzter Zeit erfreulich gewachsen, allerdings schätzen die meisten Sorten eher nährstoffreiche und nicht zu trockene Standorte – ganz anders 'Pool Bank', die in der Staudensichtung Bestnoten bekam und im Gegensatz zu den meisten Grandiflora-Züchtungen nicht nur, aber eben auch für trockene Standorte sehr gut geeignet ist.
Ein bewährter Klassiker ist die wunderbare, sehr langlebige Vernonie (Vernonia crinita). Zwar bevorzugt dieser herrliche, spätblühende Solitär nährstoffreiche, frische Böden, kann aber sommerliche Trockenheit deutlich besser ertragen als viele andere Großstauden. Sehr schön passen zu Vernonien mit ihren violettroten Doldenrispen gelbblühende Sonnenhüte (Rudbeckia). Den weit verbreiteten 'Goldsturm' findet man in vielen Gärten – sehr interessant und besonders empfehlenswert ist jedoch auch die genauso schöne, etwas höhere und wesentlich mehr Trockenheit vertragende Unterart 'deamii' (Rudbeckia fulgida var. deamii)! Ebenfalls viel Trockenheit und auch Halbschatten verträgt die ab August herrlich lavendelblau blühende, äußerst robuste Herzblattaster 'Twilight' (Aster x herveyi 'Twilight'), eine wunderschöne Naturhybride mit einem besonders bei pflegearmen Partien durchaus erwünschten Ausbereitungsdrang, der gut zu kontrollieren, aber im Auge zu behalten ist. Ganz anders verhält sich da die kleine Gattung der dauerblühenden Schönastern (Kalimeris). Alle Sorten wachsen streng horstig, erfreuen mit absoluter Gesundheit, enormer Anpassungsfähigkeit an Böden und Witterungsverläufe und sind hervorragende Beetstauden, die wirklich nie versagen.
Es mag überraschen, aber auch die so edel anmutenden Funkien (Hosta), von denen wir ein großes Sortiment kultivieren, sind erstaunlich unkompliziert und kommen mit vielen Standorten zurecht. Die meisten bevorzugen zwar eher schattige und halbschattige Lagen, aber auch für sonnige Plätze gibt es sehr schöne Sorten dieser großartigen, über die Jahre immer schöner werdenden Blattschmuckstauden – von mauseohrenwinzig bis hin zu Riesenexemplaren reicht das Spektrum! Ein weiteres großes Plus ist ihre Fähigkeit, trotz der bei etlichen Sorten mächtigen Laubmasse Trockenheit zumindest an halbschattigen und schattigen Standorten ungerührt zu überstehen. Gut fährt man mit der Faustregel »je schattiger desto trockenheitstoleranter«.
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