Der Hochsommer und seine Gerüche

Die Phänologen, jene Species Mensch, die sich zwischen Klimakunde und Botanik tummelt, unterteilen auch den Sommer in drei Unterabschnitte. Den ersten Abschnitt nennen sie Frühsommer, den zweiten Hochsommer und den dritten schließlich Spätsommer.

Geruchlich kann der Beginn des Hochsommers kaum verpasst werden. Denn auf dem Lande, wie in den Städten gehören die Lindenbäume zum festen Baumbestand. Und das, obwohl die Autobesitzer gegen die von Läusen verursachten Zuckerflecken auf ihren Fahrzeugen sturmlaufen.

Der Lindenblütenduft ist Hochsommerduft

Und damit der Duft etwas länger dauert, gibt es 2 Arten, die nacheinander blühen: Die Sommerlinden und die Winterlinden.

Gerüche haben zwei Quellen: Entweder man muss mit der Nase dicht herangehen, an Blüten oder Blätter z.B., oder sie verbreiten sich weiträumig, liegen in der Luft. Solch ein allgemeiner Geruch breitet sich gegen Ende des Hochsommers aus, bei der Getreideernte. Es ist das reife Korn mit seinem nussig-erdigen Geruch, der phantasievolle Nasen schon an frisch gebackenes Brot erinnert. Dabei wird der genaue Nasenmensch feststellen, dass der zuerst geerntete Roggen einen kühleren, erdigeren Geruch hat, als der nussige Weizen, dessen Ernte diese Hochsommerzeit beschließt.

Die Madonnenlilie hat die Rückkehr in unsere Gärten verdient

Im Garten überschlagen sich in der Zwischenzeit wirklich sensationelle Düfte. Als die phänologische Beobachtung noch nicht ganz auf dem heutigen, durchrationalisierten Stand war, gehörte die Madonnenlilie, Lilium candidum, zum festen Repertoire der Beobachter. Ihre Blüten waren ein Signal für den beginnenden Hochsommer, so wie die Lindenblüte. Vermutlich aus Mangel an Beobachtungsobjekten wurde sie bei den Phänologen gestrichen. Ihr Duft ist zauberhaft und stark. Kenner sagen, er sei einmalig, die gleichzeitig blühende und heftig duftende Königslilie, Lilium regale, sei dagegen ordinär.Die Madonnenlilie hat freilich ihre besonderen Ansprüche. Sie will im Spätsommer oder Frühherbst gepflanzt werden. Und zwar ganz flach. Fast kann die Spitze der Zwiebel aus dem Boden schauen. Dann treibt sie noch im Herbst einen Blattschopf aus, der grün überwintert. Als Boden mag sie lehmig-kalkige Erde und natürlich einen sehr sonnigen Platz. In alten Bauerngärten kommen wunderbare Bestände von Madonnenlilien vor. Es heißt, sie würde jährlich mit verrottetem Kuhmist gedüngt.

Die Rosen haben ihren Blühhöhepunkt

Und noch immer kommen in den Gärten viel zu viele Rosensorten vor, die nicht duften! Man nähert die Nase ja fast automatisch den Rosenblüten und hat das Gefühl eine Kunstrose vor sich zu haben, eine leblose Rose. Duft ist eben ein Zeichen besonderer Lebendigkeit. Manchmal wird argumentiert: Diese schönen Duftrosen blühen doch nur einmal! Dem sei entgegengesetzt, dass das erstens nicht immer stimmt und dass, selbst wenn es so wäre, ein großes Rosendufterlebnis im Jahr mehr zählt, als eine duftlose Dauerblüte. Man denke doch nur an den Flieder, der´s auch nur einmal pro Jahr macht.

Kein Hochsommer ohne Lavendel

Ein Dreiklang aus optischer wie aus duftiger Sicht lässt sich schaffen, wenn man den Rosen und den Madonnenlilien auch noch Lavendel zugesellt. Sein herber, würziger Blattduft bildet einen starken Kontrast zur süßen Lieblichkeit. Kein Hochsommer ohne Lavendel! Und das muss nicht monoton sein: Lavendelsorten gibt es von Weiß über Rosa, Blau bis ins tiefe Violett.

Und außerhalb des Gartens?

Da sind Ferien, da ist Badezeit. Warme Seen, Teiche und Flussläufe haben ihre besonderen Gerüche. Das Wasser lebt und Leben riecht! Im Unterschied dazu vergegenwärtige man sich den Chlorgeruch in einer Badeanstalt. Erinnert sei auch an die Rauchschwaden brennenden Fleisches. Nicht die verbrannte Haut am Strand, nein, es sind die Grillgerüche, die auch ein typischer Hochsommeraspekt sind.

Hochsommerdufter

Gehölze

Sommerlinde
Winterlinde
Rosen
Buchs (Blattduft)
Lavendel

Ein- und Zweijährige