Der Erstfrühling und seine Gerüche
Erstfrühling nennen die Phänologen jene Entwicklungsphase in der Natur, die etwa mit dem Blattaustrieb der Stachelbeeren beginnt und mit der Blüte der Birnen endet. Beide Signalpflanzen sind geruchlich nicht gerade Glanzlichter. Die Stachelbeeren sind für uns Menschen mit der Nase nicht auszumachen, und die Birne gehört zur Kategorie der Stinker.
Ähnliche Gerüche finden wir später bei Weißdorn, Eberesche und auch den Margeriten. Aber das kommt alles später. Zwischen Stachelbeeraustrieb und Birnenblüte allerdings machen sich ein paar Stauden bemerkbar, die geradezu der Inbegriff des Frühlings sind.
Was wäre der Frühling ohne die Veilchenblüte? Und wie eng das Violett mit dem einmaligen Duft verwoben ist! Viola odorata kommt auch in Dunkelrot und Weiß vor. Aber trauen wir diesen Varianten der Natur wirklich den typischen und ausgesprochen erotischen Veilchenduft zu?
Duftende Zwiebelpflanzen
Dann die Narzissen. Osterglocken als erste. Nur einzelne Sorten darunter sind bemerkenswerte Duftpflanzen. Wer wirklich den großen Narzissenduft genießen will, der muss noch 4 Wochen warten. Wahrscheinlich die intensivste Duftzwiebelpflanze im Erstfrühling ist die Hyazinthe. All die vielen Topfhyazinthen, die man im Laufe der Jahre geschenkt bekommt, gehören im Spätsommer in den Garten. Und dort halten sie über viele Jahre und verbreiten ihren intensiven säuerlich-würzigen Spezialduft.
Himmelschlüssel und der Erstfrühling
Auf frisch-feuchten Wiesen strecken und recken sich die Himmelschlüssel (Primula elatior). Noch gestaucht fangen sie schon zu blühen an, werden aber im Laufe von 14 Tagen deutlich größer. Erst dann kann man sie riechen, ihren lieblichen, frischen Frühlingsduft wahrnehmen.
Und noch eine Kleinstaude, die auf nährstoffreichen und frischen Böden unter laubabwerfenden Gehölzen geradezu den Ton angeben kann: Der Lerchensporn. Es ist eine Episode nur, diese Blüte in weiß und dunkelrosa. Schnell ziehen die Lerchensporne wieder ein. Um so deutlicher ist der exotische Duft, den man einer heimischen Wildpflanze gar nicht zutraut. Ein wenig erinnert er an den Hyazinthenduft.
Der Duft der Gehölze
Zur gleichen Zeit treiben die Pappeln aus. Die klebrige Substanz, mit der die Blattknospen verschlossen sind, löst sich und ein animierender Duft entweicht. Phantastisch ergänzen sich Lerchensporn- und Pappelduft. Nicht zu vergessen: Im Erstfrühling blühen diverse Prunusarten, also Pflaumen, Schlehen, Kirschen, Pfirsiche. Darunter gibt es wirklich sensationelle Düfte, die besonders auf Obstplantagen zur Geltung kommen.
Andere Gehölze nimmt man geruchlich kaum wahr, weil man mit der Nase nicht an die Blüten herankommt. So geht es uns mit dem Spitzahorn. Diese Allee- und Waldbäume (Acer platanoides) sind für uns zu hoch. Aber ihre gelbgrünen Blüten, die vor dem Laub erscheinen, haben eine ungeheure Leuchtkraft. Und so heben sich die Spitzahorne deutlich von den sonst noch grauen Laubwäldern ab. Ihr Duft aber versetzt uns in eine Frühlingshafte Grundstimmung. Er gehört in das Erstfrühlingsspektrum wie der Geruch der nun wieder lebendigen Erde und des sprießenden Grases.
Erstfrühlingsdufter
Zwiebel- und Knollenpflanzen
Kleinstauden
Obst- und Wildgehölze
Birnen (stinkend)
Pappeln (Austriebsduft)
Pflaumen
Schottische Zaunrose (Austrieb)
Schlehen
Schwarze Johannisbeere (Austrieb)
Spitzahorn
Süßkirschen
Äcker- und Wiesendufter gegen Ende des Erstfrühlings
Löwenzahn
Raps