Spätsommerliche Hochzeitsdeko aus dem eigenen Garten

Ein Beitrag von

Sina Schneider

Sina Schneider

Schon als kleines Mädchen durchstreifte Sina Schneider auf Familienausflügen die Schaugärten der Staudengärtnerei Gaißmayer – und sollte sie nie so ganz aus dem Gedächtnis verlieren.
Aber zunächst einmal führte ihre Liebe zur Natur, den Pflanzen und die Erkenntnis, wie wichtig Ökologie für die Zukunft unseres Planeten ist, an die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, wo sie Ökolandbau und Vermarktung studierte. Danach ging es für 4 Jahre nach Schweden, wo Sina auf einem Biobauernhof arbeitete und parallel dazu eine Ausbildung zur Kräuterpädagogin absolvierte. In dieser Zeit beschäftigte sie sich mehr und mehr mit Stauden. Neben ihrer Verwendung im Garten interessiert sie sich besonders für deren heilende und kulinarische Eigenschaften, was sich nicht selten wunderbar miteinander verbinden lässt.

Im September 2018, nun wieder in Deutschland, schloss sich der Kreis, sie knüpfte an ihre Kindheitserinnerungen an, bewarb sich um einen Ausbildungsplatz in der Staudengärtnerei Gaißmayer und erhielt prompt eine Zusage.
Nach bestandener Prüfung ist Sina seit August 2020 Staudengärtner-Gesellin im Gaißmayer-Team.



Denke ich an Hochzeitsdekorationen, habe ich sofort ein eher kitschiges Bild von üppigen, prunkvollen Rosenarrangements im Kopf. Nach meinem Geschmack oft zu viel, zu perfekt und so gar nicht wild und natürlich. Durch die Arbeit als Gärtnerin lerne ich mehr und mehr das Schöne im Verborgenen zu sehen – in genau den Blumen, die nicht danach schreien, gesehen zu werden. Schnittblumen können so viel mehr sein als uniforme Rosen, Gerbera oder Lilien.

90% aller Schnittblumen in Deutschland werden mittlerweile im Ausland angebaut. Oft achten wir, wenn es um unser Essen geht, auf einen nachhaltigen, biologischen und regionalen Anbau. Bei Schnittblumen kommt uns dies jedoch oft so gar nicht in den Sinn. Dabei finden sich Schnittblumen oft schon im eigenen Garten. Viele Stauden sind nämlich perfekt für den Schnitt geeignet!

Als sich für mich spät in diesen Sommer die Gelegenheit ergab, die Hochzeitsdekoration für meinen Stiefbruder zu gestalten, war mir sofort klar: wenn, dann soll sie natürlich sein, also eine Mischung aus Wildblumen, Einjährigen und Stauden aus dem Garten. Die freie Trauung sollte in einem Garten stattfinden, ungezwungen und im Kreis der engsten Familie und Freunden. Und genau so sollte es auch wirken, ungezwungen, leicht, wild und natürlich auch romantisch.

So streifte ich einen Tag vor der Hochzeit durch die Gärtnerei- und Museumsgärten auf der Suche nach den perfekten Schnittblumen für meine Blumenarrangements. Die Farbskala sollte neutral und in Pastelltönen gehalten sein. Ausgestattet mit Schubkarre und Wassereimern ging es also früh morgens los. In den heißen Sommermonaten transpirieren die Blumen nämlich tagsüber besonders viel Feuchtigkeit. Während der kühlen Nachtzeit können sie ihren Feuchtigkeitshaushalt ausgleichen. Deshalb halten am frühen Morgen geerntete Schnittblumen aus dem Garten in der Vase länger.

Beim Ernten sollten einige Dinge beachtet werden. Niemals sollte man einen »Kahlschlag« verursachen, denn man möchte sich ja im Garten weiterhin an der Schönheit der Pflanzen erfreuen und nicht auf kahle oder zerschnittene Beete schauen. Immer schneide ich Schnittblumen möglichst lang ab, so kann ich später entscheiden, für welches Arrangement oder für welchen Blumenstrauß ich sie verwenden will, kürzen kann man schließlich nach Belieben. Wenn möglich, nehme ich gleich einen Eimer mit Wasser mit und stelle die geschnittenen Blumen sofort hinein. Einige nehmen es nämlich übel, wenn sie zu lange ohne Wasser auskommen müssen. Lassen sie erst einmal die Köpfe hängen, richten sie sich auch nicht wieder auf. Nach dem Ernten sortiere ich die Blumen und entferne die unteren Blätter. Dies verringert den Bakteriendruck im Wasser und die Blumen sind länger in der Vase haltbar. Mit einem scharfen Messer werden die Stängel schräg nachgeschnitten.

Die Grundstruktur meiner Hochzeits-Kreationen bilden Phloxe. Besonders schön finde ich die Sorten 'Casablanca', 'Apanatschi', 'Miss Lindgard', 'Bright Eyes' und 'Lichtspel'. Die einjährige große Knorpelmöhre, Ammi majus, und die Wilde Möhre, Daucus carota subsp. carota bildeten neben den Phloxen die Basis der meisten Arrangements. Beim Ernten von Ammi majus sollte darauf geachtet werden, dass mindestens eine Dolde voll aufgeblüht ist, sonst »schlappen« sie später in der Vase.
Als Mittelpunkt der Kompositionen wählte ich Dahlien – und zwar in Hülle und Fülle! Sie verleihen dem Ganzen etwas Festliches, Prunkvolles, und dennoch bleibt die natürliche Ausstrahlung erhalten. Einige Dahlien-Sorten die ich verwendete waren 'Eveline', 'Franz Kafka', 'Karma Serena', 'Wittem' und 'Rosaly'.

Andere Stauden, die ich in den Arrangements verwendete waren die Sonnenhüte Echinacea purpurea 'Green Jewel' und Echinacea purpurea 'Purity', der Schlangenkopf Chelone obliqua, Elfenrauten Artemisia lactiflora 'Weiße Dame' und 'Elfenbein',
die Gelenkblume Physostegia virginiana 'Vivid', der weiße Wiesenknopf Sanguisorba tenuifolia 'Albiflora', der Wiesenknopf Sanguisorba hakusanensis 'Lilac Squirrel', der gewöhnliche Teufelsabbiss Succisa pratensis, der weiße Kerzenknöterich Polygonum amplexicaule 'Album', das Plattährengras Chasmanthium latifolium und die einjährige Zier-Hirse, Panicum capillare.

Auf alten Weinkisten stellte ich einzelne Blumensträuße im Garten auf. Die Tischdekoration sollte eher schlicht wirken und beschränkte sich auf einzelne Blüten in kleinen Vasen. In den Bäumen hingen einzelne Blüten in Makrameehängern. Diese bastelte ich einige Tage vor der Hochzeit aus Restgarn und alten Marmeladengläsern. Das Zentrum der Hochzeitsfeier bildete ein aus Birkenholz gefertigter Traubogen. Mit etwas Kaninchendraht umschlungen, ließ er sich einfach mit Zweigen und Blüten dekorieren. Und das Schöne: Es wird kein Steckschaum oder dergleichen benötigt. Um die Dahlien ausreichend mit Wasser zu versorgen, befestigte ich ein Glas mit Wasser unter dem Kaninchendraht, geschickt verdeckt vom Laub der Zweige. Meine Favoriten waren allerdings die alten Zinkgießkannen und die Zinkwanne, gefüllt mit verschiedensten Blumen, die ich möglichst wild und natürlich angeordnet hatte. Auch hier kam Kaninchendraht zum Einsatz. Ich formte eine Art Kugel, legte sie in Gießkannen und Wanne und verwendete sie als Steckschaum-Ersatz. Natürlich kann man den Kaninchendraht immer wieder auf diese Art nutzen.

Um dem Ganzen im wahrsten Sinne der Worte die Krone aufzusetzen, bekamen die Braut und ihre Blumenmädchen an das Gesamtkonzept angepasste Blumenkränze. Hier verwendete ich Blumen, die auch nach einem Tag ohne Wasser nicht die Köpfe hängen lassen. Meine Favoriten für Blumenkränze sind die Schleierkraut-Sorten Gypsophila Hybride 'Rosenschleier' und 'Compacta Plena', die Schafgarbe, Achillea Millefolium-Hybride 'Excel', die Staudenaralie, Aralia californica, das Perlkörbchen, Anaphalis triplinervis 'Silberregen', das graue Heiligenkraut, Santolina chamaecyparissus, Strohblumen Helichrysum bracteatum, aber auch Chrysanthemen halten sich sehr gut. Buchsbaumblätter lockern die Kränze auf und sorgen für etwas Grün. Ein kleiner Tipp am Rande: Alle diese Blumen können auch hervorragend getrocknet und für Trockenkränze das ganze Jahr über verwendet werden.

Und zu guter Letzt darf natürlich der Brautstrauß nicht fehlen! Auch er ist pastellig und locker gehalten. Ein paar Dahlien wie etwa 'Rosaly', 'Eveline' und 'Karma Serena' bildeten das Zentrum des Straußes, ich ergänzte ihn mit dem gefüllten Mutterkraut, Tanacetum parthenium, der Knorpelmöhre, Ammi majus, der reinweißen Scabiose, Scabiosa caucasica 'Perfecta Alba', dem zartgrünen Sonnenhut, Echinacea purpurea 'Green Jewel', den zartrosa Blüten des Teufelsabbisses, Succisa pratensis und den luftigen Blütenständen der Elfenraute, Artemisia lactiflora 'Weiße Dame'. Umrahmt wurde die Blütenpracht mit dem silbrigen Blattwerk des Küchensalbeis, Salvia officinalis, den luftigen Blütenständen des Plattährengrases, Chasmanthium latifolium und den filigranen Blättern des Tüpfelfarnes Polypodium vulgare. Der Brautstrauß war nicht nur ein Fest für die Augen – er duftete auch herrlich!

 


Text und Fotos: Sina Schneider