Heimische Flockenblumen für den Garten
Text: Michael Schwerdtfeger
Fotos: Michael Schwerdtfeger und Staudengärtnerei Gaißmayer
Mein Doktorvater, Professor Wagenitz, war eine Koryphäe auf dem Gebiet der Korbblütler. Und innerhalb dieser großen Pflanzenfamilie (mit über 25.000 Arten die größte überhaupt!) war er ein Spezialist für die Gattung Centaurea, die Flockenblumen. Einige davon hatte er in den Schluchten des Balkans und des Kaukasus sogar selbst entdeckt und beschrieben. Und da ich damals sehr Griechenland-affin war, schrieb ich meine Diplomarbeit über die blütenökologischen Anpassungen von Korbblütlern in Griechenland, fuhr monatelang mit meinem VW-Bus von Standort zu Standort und beobachtete Bestäuber und ihr Tun auf den Blütenköpfchen. Da ist es sicher verständlich, dass Flockenblumen bei mir bis heute mit schönen Erinnerungen verbunden sind, nicht wahr?
Auch wenn Südeuropa und Vorderasien das Mannigfaltigkeitszentrum der Gattung sind, haben es von den ca. 500 Arten ein Dutzend auch nach Deutschland geschafft. Symbolcharakter hat die Kornblume (Centaurea cyanus, nach neuer Auffassung als eigene Gattung Cyanus segetum), das einjährige Ackerbegleitkraut mit seinem sprichwörtlichen »Kornblumenblau«. Davon abgesehen, ist die verbreitetste und bekannteste heimische Art wohl die Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea). Sie ist die einzige, die bis in die norddeutsche Tiefebene hinein in Wiesen zu finden ist, in denen sie nach der Mahd im Hochsommer noch ein zweites Mal blüht.
Die anderen, etwa Centaurea stoebe, nigrescens, nigra und C. scabiosa, die Skabiosen-Flockenblume (für mich unter den heimischen Arten die schönste und edelste!) sind Arten des mittel- und süddeutschen Hügellandes. Die Blüten selbst sind bei allen satt rosaviolett und einander ziemlich ähnlich. Die Unterschiede, anhand derer wir die einzelnen Arten bestimmen können, liegen zwei Zentimeter weiter unten, im »Ivulucrum«: Die Hüllblätter, die das Blütenköpfchen unten umfassen, tragen je nach Art bräunlich-pergamentene Hautränder (C. jacea), Zähne oder schwarze Fransen (C. nigra), und bei der Perücken-Flockenblume (C. pseudophrygia) sogar blonde, fluffig-ondulierte Haare.
Die heimischen Flockenblumen sind trockenheitsverträgliche Sonnenkinder – wie die blütenbesuchenden Insekten, die ausnahmslos alle Arten heiß und innig lieben. Als Gartenstauden blühen sie bereits im Jahr nach der Aussaat. Es sind keine verlässlich langlebigen Beetstauden, eher Vagabunden mit wildem Charme, die dort am schönsten blühen, wo sie sich selber aussäen durften, und sei es auf dem Schotterweg. Aber immer sollten wir auch an der Terrasse in der Nähe des Sitzplatzes welche haben – allein wegen der Hummeln und Schmetterlinge!
Text: Michael Schwerdtfeger
Fotos: Michael Schwerdtfeger und Staudengärtnerei Gaißmayer