Der Gartenteich lebt

Text: Christian Seiffert
Fotos: Christian Seiffert und Staudengärtnerei Gaißmayer

Ob es kommenden Winter eine dicke Eisschicht geben wird? Und darüber noch Schnee? Wir wissen es nicht. Noch (26.10.) hat es kein einziges Mal gefroren. In 28 Jahren hat der Teich Zeit gehabt. sich mit einer beachtlichen Pflanzendecke (nicht ganz) zu schließen. Fieberklee (Menyanthes trifoliata), Straußblütiger Gelbweiderich (Lysimachia thyrsiflora), Kalmus (Acorus calamus), Sumpfschwertlilie (Iris pseudacorus), Blutweiderich (Lythrum salicaria), viel Sphagnummoos (Sphagnum palustre) und eine Weiße Seerose (Nymphaea alba, oder N. candida) und leider auch eine heimische Carex-Art, sie alle verwandeln das anfangs kahle Teichfolienrechteck in einen besonders lebendigen Gartenbereich.

Und da tummelt sich so manches. Teichfrösche lieben die Wärme. Strahlt die Sonne, kommen sie auf die Holzeinfassung und springen erst ins Wasser, wenn man ihnen zu nahe kommt. Molche lassen sich nur selten sehen. Zwar sind sie, wie alle Amphibien, Lungenatmer, doch scheinen sie das Luftholen im Unsichtbaren zu vollziehen. Jeden Sommer faszinieren die Libellen, die als Larven ein Unterwasserdasein führen, sich aber an Land verpuppen. Wespen und Bienen klettern bei warmem Wetter auf dem Sphagnummoos herum und löschen ihren Durst. Den moosigen Flachwasserbereich schätzen auch die Amseln. Sie baden darin flügelflatternd und erholen sich vom stundenlangen Brüten.

Nun aber kommt bald der Winter. Was machen dann Frösche und Molche? Fangen wir mit den Teichfröschen an: Sie können im Morast des Teichbodens überwintern, aber ebenso gut an Land, wo sie sich in einem Garten verstecken können, der unaufgeräumt Laub und Pflanzenreste bietet. Die Molche verlassen im Herbst das Wasser und verkriechen sich ebenfalls gern in Pflanzenresten. Die meisten Libellen leben bzw. erstarren als Larve oder Ei im Wasser. Manche Arten brauchen mehrere Jahre Wasserdasein um sich zu entwickeln.

Schon daraus ergibt sich, dass der Teich am besten in Ruhe gelassen wird. Entfernt man einen Teil der Pflanzen, landen auch viele Tiere auf dem Kompost: Schnecken, Wasserkäfer, Eier und Larven von Libellen und anderen Insekten. Viele Tiere sind so winzig, dass wir sie nicht wahrnehmen, aber sie sind die Nahrung anderer Tiere, wie z. B. der Libellenlarven. Bleibt die Frage, was ist mit den Fischen? Wäre das nicht auch etwas für den Gartenteich? Da die Fische ausgesprochen gefräßig sind, hätten andere Tiere als Konkurrenten kaum eine Chance. Im Gegenteil, sie würden gefressen. Und nicht nur andere Tiere, auch die Pflanzenwelt würde unter den Fischen leiden. Goldfische und Kois (karpfenverwandte Fische) sind Tiere zum Anschauen. Sie müssen gefüttert werden und sind daher ein Kapitel für sich. Kleine Wildfische wie z.B. Stichlinge würden zugrunde gehen, weil sie fließendes Wasser zum Leben brauchen.

Eins steht fest: Isoliert darf man den Gartenteich nicht sehen und behandeln. Wasser und Land stehen in engem Miteinander. Was wäre ein Gartenteich in einem Rasen/Koniferen-Garten? Schon allein optisch würden sie nicht zusammenpassen. Ein lebendiger Teich braucht einen lebendigen, vielseitigen und nicht immer ordentlichen Garten.

Christian Seiffert
aus Jamlitz und Eresing Seit 2001 experimentiert Christian Seiffert parallel in zwei geographisch weit auseinanderliegenden Gärten: in Oberbayern und in der Niederlausitz, im Land Brandenburg.
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Text: Christian Seiffert
Fotos: Christian Seiffert und Staudengärtnerei Gaißmayer