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Der echte Jasmin blüht im Winter
Ein Beitrag von Wolfram FrankeMitunter werden seine Blüten mit denen der Forsythie verwechselt. Doch die blüht zu einer anderen Zeit als der Winterjasmin (Jasminum nudiflorum). Genauer gesagt, Forsythien fangen an zu blühen, wenn die lange Blütezeit des Winterjasmins endet.
Vor 18 Jahren baute ich in unserem Reihenhausgarten ein Erdgewächshaus. Nach Westen und Norden besteht es aus verputztem Mauerwerk, die großen Glasfenster dagegen sind nach Osten und Süden ausgerichtet. Eine eigenwillige Konstruktion habe ich mir da ausgedacht. Sie ist der schwierigen Licht-Schatten-Situation in unserem Garten geschuldet.
An der Westseite führen fünf Treppenstufen hinab zur Eingangstür. Diese Rückwand habe ich eigenhändig gemauert und verputzt. Bereits während dieser Arbeit, nein eigentlich schon beim Planen meines Gewächshauses wurde mir klar: Diese Wand muss begrünt werden. Darauf wirft das hinter unserem Garten liegende einstöckige Wohnhaus seinen Schatten. Natürlich hätte sich dort Efeu angeboten, doch diese Wand sollte auch blühen. Was eignet sich da besser als der Winterjasmin?
Jasminum nudiflorum ist eine anspruchslose Pflanze, die nur eine kleine Pflanzfläche im Kieselpflaster dicht am Gewächshaus beansprucht. Man zählt diesen Jasmin zu den Spreizklimmern unter den Kletterpflanzen. Das heißt, die peitschenartigen, immergrünen Triebe bilden keine Rankorgane wie andere Kletterpflanzen aus. In der Natur schlängeln sie sich zwischen den Zweigen anderer Sträucher empor. Ich brachte für sie drei waagerecht gespannte Drähte im Abstand von 50 Zentimetern an. Daran band ich die ersten langen Triebe fest. Sie wuchsen rasch, und inzwischen erübrigt sich jede Befestigung der Triebe. Sie halten aneinander fest. Durch einen regelmäßigen Schnitt nach der Blüte haben sie sich reich verzweigt und bilden eine dichte Hecke an der Wand. Einige lange Triebe habe ich gewissermaßen um die Ecke an dem First auf der Südseite entlang gezogen. Dort erreichen sie immerhin eine Länge von drei Metern. Von der anderen Seite, von Osten her, wachsen ihr ein paar Triebe der Hundrose (Rosa canina) entgegen. An der Südostecke des Gewächshauses treffen sich beide.
Dieses Jahr steht der Winterjasmin bereits seit Mitte Oktober in voller Blüte. Ein kleiner Wermutstropfen: Sie duften leider nicht. Aber wir haben ja im Winter Hyazinthen und andere Duftblumen im Haus. Die einzelnen Blüten dieses Jasmins sterben nach einem stärkeren Frost ab, doch danach öffnen sich immer wieder neue Blüten, und das bis weit in den April hinein! Ab Oktober leisten ihnen die roten Hagebutten der Hundsrose Gesellschaft. Beide zusammen bilden einen farbenfrohen Blickfang, wenn sonst vieles braun und grau im Garten aussieht.
Text und Fotos: Wolfram Franke