Staude des Jahres 2025:
Kaukasus-Vergissmeinnicht (Brunnera)
Die Farbe Blau ist selten unter den Blühstauden. In ihrer Wirkung ist sie unvergleichlich, nicht ohne Grund spricht man von Sehnsuchtsblau. In heiterem Frühlingshimmel-Blau blüht das Kaukasus-Vergissmeinnicht, dem der Bund Deutscher Staudengärtner dieses Jahr den Titel der »Staude des Jahres 2025« zuerkannt hat. Zwischen April und Juni sorgen die fünfzähligen Blütensternchen von Brunnera, auf dünnen, verzweigten Stängeln zu lockeren Rispen vereint, für unvergessliche Momente. Nach der Blüte treten die großen, meist herzförmigen Blätter von Brunnera in den Fokus, die mindestens ebenso starke gestalterische Statements setzen – und zwar bis in den Herbst hinein. Einfach fantastisch, wie variantenreich die Panaschierungen bei den einzelnen Sorten sein können. Es gibt sie in Weiß oder Silber, manchmal besitzen die Blätter auch eine deutlich strukturierte Oberfläche mit hellem Glanz, der dem Laub eine fast magische Wirkung verleiht. Frisch und lebendig wirkt das Laub durch diese Zeichnungen. Die halbschattigen und schattigen Räume, in denen Brunnera bevorzugt wächst, werden dadurch geweitet und aufgehellt.
Eine überschaubare Gattung
Nur drei Arten umfasst die Gattung Brunnera. In unseren Gärten wird man fast ausschließlich Brunnera macrophylla finden. Und auch in der freien Natur entdeckt man so manches Kaukasus-Vergissmeinnicht. In Österreich gilt die Art als eingebürgert. Der Vollständigkeit halber seien noch die zwei weiteren Arten erwähnt: die in Mitteleuropa nicht kultivierte Brunnera orientalis sowie Brunnera sibirica, die nur als Liebhaberpflanze im Handel zu finden ist.
Das natürliche Habitat
Der deutsche Name Kaukasus-Vergissmeinnicht sagt eigentlich schon alles über die Herkunft aus: Die Staude des Jahres ist nicht bei uns, sondern im gleichnamigen Gebirge in der Türkei heimisch. Dort steigt Brunnera in der Bodenvegetation der dortigen Eichenwälder bis auf eine Höhe von 2000 Metern hinauf. Die Bezeichnung »Vergissmeinnicht« weist auf die Ähnlichkeit mit dem »echten Vergissmeinnicht« (Myosotis sylvatica) hin. Dieses ist allerdings zweijährig.
Erstmals entdeckt und beschrieben wurde Brunnera macrophylla 1801 durch den Naturforscher Michael Friedrich Adams. Der Gattungsname ehrt den Schweizer Naturforscher Samuel Brunner, die botanische Artenbezeichnung »macrophylla« hebt die Größe der Blattspreiten explizit hervor. Erst zu Beginn des 19. Jahrhundert bekam das Kaukasus-Vergissmeinnicht als Zierpflanze Bedeutung – zu dieser Zeit rückten Stauden allgemein in den Fokus der Gartengestaltung. Aufmerksamkeit erregten ab den 1960er-Jahren vor allem Sorten mit silbrig-weißer Blattzeichnung, die das Kaukasus-Vergissmeinnicht in die Riege der Blattschmuckpflanzen aufsteigen ließ.
Bewährte Sorten
Das Sortiment von Brunnera macrophylla ist in den letzten Jahrzehnten stetig gewachsen, vor allem mit den panaschierten Blättern haben die Züchter gearbeitet. Sichtungsergebnisse liegen seit dem Jahr 2023 vor, einige für uns herausragende Sorten halten wir in der Staudengärtnerei für Sie vor: Flaggschiff unter den Sorten ist zweifellos die blaublütige Sorte 'Jack Frost'. Dieser Sport der Sorte 'Langtrees' hat auffällig silbrig-weiße Blattspreiten, nur Blattadern und -rand sind noch grün gefärbt. Bei der Sichtung wurde die Sorte als ausgezeichnet bewertet. Das weiß blühende Gegenstück zu 'Jack Frost' ist 'Mr. Morse®': silbrig bereifte Blätter und weiße Blüten – eine sehenswerte, elegante Kombination. Bei der bereits erwähnten Sorte 'Langtrees' ist die grüne Blattspreite lediglich apart silbern getupft, der Schmuckwert des Laubs bleibt hinter dem der Blüten zurück. Als Liebhabersorte gilt die Sorte 'Hadspen Cream': Ihr von einem warmen Cremeton gesäumtes Blatt bringt einen weiteren Farbaspekt jenseits von Weiß und Silber. Das Maximum der Panaschierung wird von 'Looking Glass' ausgeschöpft: Das Laub dieser Sorte ist ebenmäßig silbern gefärbt, ganz schmal ist der grüne Blattsaum. Kleiner Wermutstropfen: Die Üppigkeit des Blütenflors bleibt hinter dem Blattschmuckwert deutlich zurück. 'Looking Glass' sollte außerdem nicht im Trauf von Gehölzen stehen, denn Tropfwasser kann hässliche Flecken auf dem Blattwerk verursachen. 'Betty Bowring' ist als reinweiße und außerordentlich langblütige Sorte erwähnenswert. Ihr dunkelgrünes Blatt weist keine Zeichnung auf, bildet damit aber eine umso markantere Kulisse für die weiße Blüten.
Standort und Pflege
Im Garten präferiert Brunnera macrophylla einen mäßig nährstoffreichen, lehmig bis humosen Boden im lichten Schatten. Die reine Art ist außerordentlich standorttolerant und wächst sogar in der vollen Sonne, wenn der Boden nicht zu trocken ist. Zur Pflanzung in Frage kommen viele Situationen: Bestens ist das Kaukasus-Vergissmeinnicht am Gehölzrand, in Bauerngärten oder im Vordergrund von schattigeren Rabatten aufgehoben. Bezaubernd wirkt die Staude auch im luftfeuchten Schatten von alten Gemäuern oder im Uferbereich am Teich. In größere Gefäße gepflanzt, kann Brunnera auch schattige Terrassen verzaubern. Bei Topfkultur sollte man allerdings sicherstellen, dass der Wurzelballen nicht durchfriert.
Bei allen Sorten ist ein bodennaher Rückschnitt nach der Blüte empfehlenswert. Dies hat zwei Vorteile: Die Pflanzen treiben dann erneut aus und das Laub wirkt frisch bis in den Herbst hinein. Unerwünschte Selbstaussaat wird außerdem vermieden, dadurch wird – angenehmer Nebeneffekt – ein Verfälschen von Sorten verhindert.
In guter Gesellschaft
Prächtige Frühlingsbilder liefert das früh blühende Kaukasus-Vergissmeinnicht in Gesellschaft von Geophyten. Ausdrucksstark wirkt es in Kombination mit weißen Tulpen oder Narzissen. Oder Sie versuchen es in Begleitung von Hyazinthen oder Anemonen in Blau-, Lila-, Rosa- und Rottönen. Die Blattschmuckwirkung steht bei Partnerschaften mit anderen Schattenfreunden wie Immergrün (Vinca) oder Nieswurz (Helleborus) im Vordergrund, stimmig ist auch eine Kombi mit dunkellaubigen Purpurglöckchen (Heuchera) oder Funkien (Hosta). Dadurch lassen sich kontrastreiche Bilder schaffen. Aparte Effekte entstehen mit anders geformten Blättern: Die spitzen und filigranen Umrisse von Farnen oder Gräsern wie Hakonechloa macra seien hier an erster Stelle erwähnt.